Unsere Arbeitswelt ist stark im Wandel. Seit vielen Jahren wird über die Begriffe Arbeit 4.0, Digitalisierung und New Work diskutiert. Was früher noch als Zukunftsmusik abgestempelt wurde, ist heute aktueller denn je. Was das für Unternehmen und Freiberufler bedeutet, erklären wir jetzt.
Definition: Was ist Arbeit 4.0?
Der Begriff Arbeit 4.0 beschreibt den digitalen Wandel in der Arbeitswelt und schließt an die vierte industrielle Revolution an. Durch den Einzug fortgeschrittener Technologien, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, sind wir durch die Arbeit vernetzter, digitaler und flexibler denn je. Während die dritte industrielle Revolution in den 70er Jahren hingegen von der Ersteinführung der Computer am Arbeitsplatz geprägt war, beschäftigt sich die Arbeit 4.0 nun mit weitaus mehr.
Es geht vor allem um die Steigerung der computergesteuerten Technik in der Arbeitswelt und der damit einhergehenden Veränderung, wie der Mensch in Zeiten von Big Data mit der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung umgeht. Auf Basis dieser digitalen Transformation stehen Unternehmen und Arbeitnehmer beidseitig vor Herausforderungen.
Arbeit 4.0 vs. New Work – Wo liegt der Unterschied?
Nicht zu verwechseln sind die Begrifflichkeiten Arbeit 4.0 und New Work. Beide gehen Hand in Hand und erklären Veränderungen des Arbeitsumfelds. Während der New-Work-Ansatz seinen Fokus auf Werte und Haltungen der Arbeitnehmer legt, befasst sich das Thema Arbeit 4.0, wie in der Definition bereits erläutert, eher mit Lösungsansätzen zur Bewältigung der vierten industriellen Revolution, auch genannt: Industrie 4.0. Im Zuge dessen, spielen die Automatisierung sowie Digitalisierung von Prozessen zum zeit-, und ortsunabhängigen Arbeiten eine große Rolle.
Die Entstehungsprozess von Arbeit 4.0
Eine Revolution findet auf Basis radikaler Veränderungen statt, so auch die industriellen Revolutionen. Bevor es jedoch zur Entstehung der Arbeitswelt 4.0 kam, fanden zuvor, wie die Anzahl bereits schlussfolgern lässt, drei vorangegangene Revolutionen statt.
Arbeit 1.0
Ausgehend von Großbritannien hat die erste industrielle Revolution die Menschheit und deren Arbeitsweise grundlegend verändert. Mit der Erfindung der Dampfmaschine Ende des 18. Jahrhunderts eroberten die ersten kohlebetriebenen Maschinen den Arbeitsmarkt. Vorher nie dagewesene Berufe entstehen.
Während das Personal zuvor auf Ackerfeldern beschäftigt war, entstanden die ersten Produktionsanlagen und Fabriken. Arbeitsabläufe wurden geprägt durch Strukturen und neuen Feldern. Menschen zogen vermehrt vom Land in Richtung Ballungsräume.
Arbeit 2.0
Etwa 100 Jahre später, Ende des 19. Jahrhunderts wird die zweite industrielle Revolution eingeordnet. Mithilfe der Erfindung des Automobils und der Nutzung von Elektrizität fand ein struktureller Arbeitswandel statt.
Massenproduktionen wurden ermöglicht, sodass die Fließbandarbeit Einzug in die Fabriken nahm. Durch parallel aufkommende Missstände der Bevölkerung wurden erste Sozialversicherungen in Form von Kranken- und Arbeitslosenversicherungen eingeführt.
Arbeit 3.0
Mit den 1970er Jahren setzte die dritte industrielle Revolution ein. Der Computer und erste Industrieroboter wurden für den kommerziellen Nutzen eingesetzt und unterstützten die menschliche Arbeit. Auch in Privathaushalten war moderne Technik in Form des neuen Computers verfügbar.
Mithilfe technischer Lösungen wurden Produktionsmechanismen verbessert und Arbeitsschritte automatisiert, sodass sich ein Wandel in der arbeitenden Bevölkerung entwickelte. Die Anzahl der Wissensarbeiter stieg.
Arbeit 4.0
Das Thema Arbeiten 4.0 wurde Ende des 20. Jahrhunderts durch die schnelle Verbreitung des Internets und der kontinuierlichen Nutzung und Verbesserung von Computern eingeleitet. Bis dato dauert die Bewegung an. Die internationale Vernetzung und die Anwendungen künstlicher Intelligenz erreichen eine neue Stufe, sodass heute immer mehr Aufgaben mithilfe digitaler Lösungen ersetzt werden.
Wie sieht das Arbeiten 4.0 aus?
Neue Arbeitsabläufe in Zeiten der Arbeit 4.0 sind geprägt durch vielseitige Veränderungen. Die Digitalisierung eines Ablaufs allein reicht nicht aus, weshalb nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Prozesse und Führungsstile angepasst werden müssen.
Digitalisierung des Arbeitsplatzes
Eine Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) belegt, dass bereits über 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland für ihren Job digitale und mobile Kommunikationstechnologien verwenden. Der Computer, das Smartphone, das Tablet sowie intelligente Softwarelösungen gehören in den Alltag des modernen Arbeitnehmers. Sogar Künstliche Intelligenz zieht immer mehr in den Arbeitsalltag von heute ein.
Nicht nur kaufmännische Bereiche sind davon betroffen. Beispielsweise funktionieren auch Produktionsmaschinen zu großen Teilen automatisiert, sodass Produktionsmitarbeiter nur noch die IT-Systeme bedienen, während die Maschine, die früher vom Menschen betätigt worden ist, Teile der Arbeit erledigt.
Remote Work & Mobiles Arbeiten
Im Zuge des digitalen Wandels verändern sich klassische Regeln im Arbeitsalltag. Während die durchschnittlichen kaufmännischen Angestellten früher noch „9 to 5“ im Büro verbringen mussten, setzen moderne Unternehmen auf Remote Work. Arbeitnehmer bekommen mehr Flexibilität für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und sind weder zeit- noch ortsgebunden.
Das heißt: Sie können von überall aus arbeiten – vom Homeoffice oder Coworking-Space bis hin zur Ferienwohnung im Ausland. Den Möglichkeiten sind kaum noch Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist hierfür nur die durchgängige Verfügbarkeit der notwendigen Daten und Programme sowie das Vorhandensein digitaler Kompetenzen.
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Sind Unternehmen und dessen Mitarbeiter über den Globus verteilt, ist das Arbeiten außerhalb der Zeiten 9-5 sogar erforderlich. Mit der Verstärkung der Flexibilität können insgesamt mehr Menschen am Arbeitsleben teilheben, wodurch eine Verbesserung der Work-Life-Balance erreicht wird.
Durch die Innovation der alten Arbeitsweise hin zum agilen Arbeiten, sollen Mitarbeiter nunmehr nicht darauf warten müssen, Anweisungen auszuführen. Die Umstrukturierung der Führungsmethode wird auch Demokratisierung bezeichnet. Anstatt eine feste Führungskraft pro Abteilung einzuteilen, wird diese durch ein Team von Führungspersönlichkeiten abgelöst.
Agile Methoden und Demokratisierung der Führung
Neue Arbeitsmodelle verabschieden strikte Hierarchien, Vorgaben und standardisierte Prozesse. Feste Organisationsstrukturen und hierarchische Führungsstile sind zum einen nicht mehr zeitgemäß und können zum anderen die Ziele des Unternehmens ausbremsen. Der Fokus liegt auf flachen Hierarchien und der Förderung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative der Mitarbeiter, sodass die Übernahme von Verantwortung steigt.
Da es im Zuge der Digitalisierung kaum möglich ist, alle Aufgaben im Blick zu haben, delegiert nicht nur eine einzige Führungskraft die ganze Mannschaft. Jeder einzelne Mitarbeiter ist am Funktionieren des Unternehmens beteiligt, erhält auf diese Weise mehr Handlungsspielraum und entlastet mit steigender Verantwortung seine Führungskräfte.
Lebenslanges Lernen
Der Erwerb digitaler Kompetenzen ist in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar. Weiterbildungen erlangen einen höheren Stellenwert. Nur auf diese Weise können sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf den sich verändernden Arbeitsplatz der neuen Arbeitswelt anpassen. Sei es der Umgang mit neuen Technologien oder die Veränderung des Führungsalltags. Das lebenslange Lernen geht mit den Veränderungen beruflicher Anforderungen und der immer schneller fortschreitenden Digitalisierung einher.
Outsourcing
Unternehmen müssen heute nicht mehr alles selbst machen. Weltweite Vernetzung ermöglicht es, Projekte oder Arbeiten an andere Instanzen auszulagern. Der Begriff Outsourcing kommt aus den drei englischen Begrifflichkeiten „outside“ (zu Deutsch: außen), „resource“ (Ressource) und „using“ (nutzen). Beim Outsourcing werden externe Dienstleister, Freiberufler oder auch Freelancer beauftragt, um bestimmte Aufgaben auszulagern, die eine intern noch nicht vorhandene Expertise benötigen.
Der Trend des Outsourcings stellt für Konzerne, klein- und mittelständische Betriebe einen Erfolgsfaktor dar. Auf diese Weise können einerseits Kosten eingespart und andererseits Bestandsmitarbeiter entlastet werden. Besitzen die eigenen Mitarbeiter noch nicht das nötige Know-how, neigt der Trend dazu, Arbeitsschritte auszulagern. Klassische Bereiche für das Outsourcing sind die IT, Steuerberatung, Buchhaltung, Marketing oder der Customer Service.
Welche neuen Berufe sind durch das Konzept Arbeit 4.0 entstanden?
Nicht nur bereits bestehende Berufsbilder haben sich durch digitale Arbeit verändert. Auch neue Professionen, welche optimal mit der neuen Arbeitsphilosophie kombinierbar sind, haben sich entwickelt. Beispiele für neue Berufsbilder sind:
E-Commerce Manager
Der Umbruch im Einzelhandel und die daraus resultierenden sinkende Anzahl an Ladenflächen führt zu einer steigenden Anzahl an Online-Shops. Auf Basis dieser Veränderungen haben sich Aufgabenstellungen hinsichtlich der Aufbereitung der Sortimente, der Abwicklung von digitalen Zahlungsmethoden und dem Customer Service verändert. Durch Arbeit 4.0 gewinnt der E-Commerce Manager und dessen Unterkategorien an immer höheren Stellenwert.
Data Scientist
Die Entwicklung von Big Data und die Fülle an zu analysierenden Informationen wächst. Der Data Scientist, zu Deutsch: Datenwissenschaftler, setzt an dieser Stelle an. Er wertet Daten systematisch aus, extrahiert das Wissen und leitet daraufhin Handlungsempfehlungen ab. Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse unterstützt er das Unternehmen bei strategischen Entscheidungen.
Influencer
Als Teil des Social Media Marketings entwickelte sich der Beruf des oftmals noch belächelten Influencers. Der Wandel von TV und Radio Werbung hin zu Social Media Werbung verändert auch das Marketing. Die Anzahl der deutschen Instagram Nutzer liegt im Jahr 2023 bereits bei 27,45 Millionen, sodass die Zusammenarbeit und Kooperation mit Bloggern und Influencern ein Teil der Unternehmensstrategie wird, um die jungen Generationen zu erreichen.
Herausforderungen der Arbeit 4.0
Jeder Revolution ist geprägt durch Unsicherheit und neuen Herausforderungen. Nicht nur Mitarbeiter müssen sich an veränderte Arbeitsprozesse und -strukturen gewöhnen. Arbeitgeber stehen vor zahlreichen Herausforderungen bei der Umsetzung der Thematik Arbeit 4.0. Um der Konkurrenz gewappnet zu sein und in Zeiten des War for Talents die eigenen und potenziellen Mitarbeiter zufrieden zu stellen, bedarf es der Begegnung folgender Herausforderungen:
- Aufbau nötiger Hard- und Software Infrastruktur
- Einhaltung der neuen Datenschutzregelungen
- Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle
- Agile Arbeitsmethoden
- Mitarbeiter Coachings und Weiterbildungsmöglichkeiten
- Einhalten neuer arbeitsrechtlicher Bestimmungen
- Umsetzung eines kooperativen Führungsstils
- Outsourcing Methoden in Betracht ziehen