Freelancer-Trends 2023: Top-Skills, Stundensatz und Remote-Work
Das Jahr 2022 hielt einige Hürden für Freelancer bereit: Trotz des horrenden Fachkräftemangels schrieben Unternehmen im Laufe der letzten Monate aus inflationären Gründen weniger Projekte aus, was wiederum zu Unsicherheiten führte. Trotzdem können freie Experten optimistisch in die Zukunft zu blicken – denn besonders hoch spezialisierte IT-Experten haben Chancen auf gut bezahlte Projekte in Unternehmen. Wir zeigen, welche Skills am häufigsten gesucht werden, wie sich Remote-Arbeit entwickelt und prognostizieren den Durchschnitts-Stundensatz für 2023.
Für die Auswertung der top-gesuchten Skills wurden über eine Million Fertigkeiten aus Projektausschreibungen identifiziert und eingeordnet. Der Year-over-Year-Vergleich zeigt die prozentuale Wachstumsrate der herangezogenen Kompetenzen von 2021 auf 2022.
Programmiersprachen
Wie bereits die Jahre zuvor bleibt Java auf Platz 1 der meistgesuchten Programmiersprachen – SQL (- 10 %) und Python (+ 2 %) folgen auf Platz 2 und 3. Das größte Wachstum erfuhr TypeScript mit einem Anstieg von 44 Prozent. Die Oracle-Sprache PL/SQL und die grafische Modellierungssprache “Unified Modeling Language”, kurz UML, erfahren einen Zuwachs von über 10 Prozent.
Die Verlierer sind Scala, mit einem Abfall der Beliebtheit von 28 Prozent, dicht gefolgt von dem Microsoft-Web Application-Framework ASP .Net (- 15 %) und der multiparadigmatische Sprache Swift (- 12 %) von Apple Inc.
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Der Freelancer-Kompass (Studie) zeigt seit Jahren, dass SAP-Experten gefragt sind: Bereits seit 2017 liegt der Stundensatz der Spezialisten bei über 100 Euro. Selbst während der herausfordernden Pandemiejahre hielt sich das Fachgebiet auf einem stabilen Level (2020: 111 €; 2021: 105 €). Nicht verwunderlich also, dass SAP auch dieses Jahr unter den Top 20 Anwendungen, mit einem Wachstum von 39 %, auf Platz 1 steht.
Auch die Datenbank-Anwendung SAP HANA (plus 27 Prozent) gewinnt deutlich dazu. Im Gegenzug verliert die Data-Warehouse-Lösung SAP Business Intelligence (BI), mit einem Verlust von 41 Prozent, an Bedeutung. Weitere Verlierer des Jahres sind das webbasierte Software-System Jenkins, mit einem Minus von 25 Prozent, und die Cloud-Computing-Plattform Azure (- 21 %) von Microsoft.
Remote-Work: Boom seit 2020
Bereits 2019 gaben über 50 % der Befragten des Freelancer-Kompass an, dass ein potenzielles Lieblingsprojekt die Möglichkeit auf Home-Office bieten sollte – zu diesem Zeitpunkt wurden lediglich zwei Prozent aller Projekte als gänzlich remote ausgeschrieben. Mit Beginn der Corona-Krise mussten Projekte gezwungenermaßen zu 100 % remote ausgeführt werden. Das gab den Anstoß für das Wachstum von Remote-Work auf dem Projektmarkt: Mittlerweile sind 27 % aller Aufträge ausschließlich auf mobile Arbeit ausgelegt – Projekte, die nicht vollständig als remote ausgeschrieben waren, wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt.
Seit 2020 zeigen die Daten ein Wachstum von über 100 Prozent pro Jahr. Der prognostizierte Wert für 2023 liegt bei 31 Prozent (berechnet aus historischen Daten mit Predictive Analytics) – somit wird nächstes Jahr fast ein Drittel aller ausgeschriebenen Projekte ausschließlich remote angeboten. Darüber hinaus schossen mit Beginn der Pandemie die Angebote mit hybriden Arbeitsmöglichkeiten (teilweise remote) in die Höhe. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und zunehmend als Standard in der Berufswelt etablieren.
Stundensatz-Prognose: Verdienste steigen trotz Inflation
Nach der Stagnation in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren gab es 2022 erneut einen Anstieg des durchschnittlichen Stundensatzes auf 96,24 Euro (2021: 94,31 €). Aufgrund der diesjährigen Verschlechterung der Auftragslage könnte geschlussfolgert werden, dass Freelancer ihren Stundensatz senken müssen, um an ausreichend Projekte zu kommen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Laut des Branchenverbandes Bitkom fehlen deutschen Unternehmen momentan 137.000 IT-Expertinnen und -Experten.
Insbesondere hoch spezialisierte Freelancer sind somit in einer privilegierten Situation, die eine Erhöhung des Stundensatzes zulässt. Weiterhin sind freie Experten als Solo-Unternehmer, genau wie andere Marktteilnehmer, dazu gezwungen, die Preise zu erhöhen, um in inflationären Zeiten wirtschaftsfähig zu bleiben. So prognostizieren wir einen Anstieg des durchschnittlichen Stundensatzes im D-A-CH-Raum auf etwa 98 Euro (berechnet aus historischen Daten mit Predictive Analytics).
Fazit
Wie sich die Wirtschaft 2023 entwickelt und wann sie sich von der Inflation erholt, bleibt abzuwarten. Auf dem Projektmarkt werden sich Remote-Work und hybride Beschäftigungsmodelle weiterhin durchsetzen. Angesichts zunehmend digitalisierter Prozesse werden business-getriebene Programmiersprachen und Anwendungen immer attraktiver für Unternehmen – hier müssen freie Experten anknüpfen und sich entsprechend weiterbilden oder spezialisieren.
Besonders SAP-Kenntnisse werden weiterhin stark gefragt und gut vergütet sein. Es bleibt abzuwarten, welche HR-Trends sich darüber hinaus in der kommenden Zeit herauskristallisieren. Für Unternehmen empfiehlt sich, im kommenden Jahr HR-Prozesse flexibler und agiler zu gestalten, Strategien den herausfordernden Zeiten anzupassen und auf Blended Workforces (gemischte Teams aus festen und freien Mitarbeitern) zu setzen, um von externer Expertise zu profitieren und dem Fachkräftemangel standzuhalten.