Berufshaftpflichtversicherung für Freelancer
Was bringt die Berufshaftpflichtversicherung? Wer braucht sie und welche Schäden bezahlt sie? Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht, Rechtschutzversicherung – Freelancer werden ganz schön bombardiert, wenn es um das Thema Versicherungen geht. Das kann anstrengend sein, auch wenn jeder insgeheim weiß: Darum sollte ich mich kümmern!
Da hilft es weiter, wenn ein Experte Klartext redet und ohne das berüchtigte Versicherungschinesisch erklärt, warum die Versicherung wichtig ist und was sie leistet. Und genau einer dieser Experten ist zum Thema Berufshaftpflicht unser Gastautor für diesen Artikel: Ralph Günther von exali.de. Er klärt an dieser Stelle die wichtigsten Fragen rund um die Berufshaftpflichtversicherung.
Was ist eine Berufshaftpflicht?
Eine Berufshaftpflichtversicherung ist als Überbegriff für eine Haftpflichtversicherung zu verstehen, die berufliche Risiken absichert. Das bedeutet, sie springt ein, wenn jemand bei einem Auftrag einen Fehler macht und deshalb Schadenersatz (zum Beispiel an den Auftraggeber) bezahlen soll.
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Über die Versicherungsbestandteile sagt der Begriff jedoch nichts aus. In den Freelancer-Berufen rund um das Internet und die Digitalisierung beispielsweise, hat sich in den letzten Jahren klar abgezeichnet, dass die Absicherung von Vermögensschäden (das bedeutet, rein finanzielle Schäden) besonders wichtig ist.
Um einen umfassenden Schutz zu bieten, sollten aber auch Personen- und Sachschäden durch eine Betriebshaftpflicht versichert sein. Daher sollten moderne Freelancer eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen, die sowohl eine Vermögensschadenhaftpflicht als auch eine Betriebshaftpflichtversicherung enthält.
Warum brauchen Freelancer eine Berufshaftpflicht?
Zunächst einmal gibt es Freelancer, die eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen müssen. Diese brauchen also schon allein eine, um ihren Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Dazu gehören unter anderem:
- Architekten/Ingenieure
- Finanzanlagenvermittler
- Ärzte/Apotheker
- Versicherungsvermittler
- Wirtschaftsprüfer
- Immobilienkreditvermittler
- Rechtsanwälte/Notare/Steuerberater
Jedoch sollten auch Freelancer, die dies nicht zwingend müssen, eine Berufshaftpflicht abschließen. Warum? Weil ihr Risiko, im täglichen Business einen Schaden zu verursachen, hoch ist. Sind sie dann nicht versichert, müssen sie eventuelle hohe Schadenersatzzahlungen aus eigener Tasche bezahlen und das kann schnell die berufliche und private Existenz kosten.
Ein Beispiel:
Ein Web-Entwickler soll am Online-Shop eines Kunden einige Verbesserungen vornehmen. Durch einen Programmierfehler ist der Webshop daraufhin mehrere Tage down. Dadurch entgeht dem Kunden Umsatz und er hat hohe Kosten für die Wiederherstellung seiner Systeme. Diesen Umsatzausfall und die Kosten fordert er von dem besagten Web-Entwickler zurück. Wenn dieser nicht versichert ist, muss er die Summe selbst bezahlen. Wenn er eine Berufshaftpflichtversicherung hat, trägt diese die Kosten.
Warum reicht eine Betriebshaftpflicht nicht aus?
Viele Freelancer denken: Ich habe doch eine Betriebshaftpflicht (auch Bürohaftpflicht genannt), warum brauch ich dann noch eine Berufshaftpflicht? Ganz einfach, eine Betriebshaftpflicht sichert meistens nur Personen- und Sachschäden ab, die durch den „Betrieb“ eines Geschäftes oder einer „Betriebsstätte“ (also zum Beispiel eines Büros) entstehen. Sie springt also beispielsweise bei einem Sachschaden ein, den der Freelancer verursacht, oder wenn sich ein Kunde in den Räumlichkeiten des Freelancers verletzt.
Sie hilft jedoch nicht bei sogenannten echten Vermögensschäden, also wenn durch den Fehler eines Freelancers jemand anderer einen finanziellen Schaden erleidet. Und diese Fälle kommen in der Praxis viel häufiger vor als ein Wasserschaden oder ein Kunde, der über ein Kabel stolpert. Allerdings sollte eine gute Berufshaftpflichtversicherung im Basisschutz eine Büro- und Betriebshaftpflicht enthalten bzw. unkompliziert um diese erweiterbar sein.
Wann zahlt eine Berufshaftpflichtversicherung?
Die Berufshaftpflichtversicherung springt immer dann ein, wenn jemand vom versicherten Freelancer Schadenersatz fordert. Dabei gibt es zwei mögliche Szenarien:
- Die Schadenersatzforderung ist berechtigt: Wenn der Versicherte den Schaden tatsächlich verursacht hat, wird gemeinsam mit dem Versicherer die genaue Höhe des Schadens ermittelt und die Schadenersatzsumme bezahlt.
- Die Schadenersatzforderung ist nicht berechtigt: Wenn der Versicherte eine Schadenersatzforderung für einen Schaden bekommt, den er nicht verursacht hat bzw. die Höhe der Forderung nicht gerechtfertigt ist, greift der sogenannte passive Rechtsschutz, der fester Bestandteil einer Berufshaftpflichtversicherung ist. Das heißt, die Berufshaftpflicht übernimmt die Kosten, die entstehen, um den Schaden abzuwehren (zum Beispiel Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten).
Egal, welches Szenario eintritt, der Versicherte muss nur die Selbstbeteiligung bezahlen, den Rest übernimmt die Versicherung im Rahmen der vereinbarten Versicherungssumme.
Was kostet eine Berufshaftpflicht?
Diese Frage kann natürlich nicht allgemein beantwortet werden. Wie hoch der Beitrag für die Berufshaftpflicht ist, richtet sich nach Angaben wie der Branche, dem Jahresnettoumsatz, der gewählten Versicherungssumme, der Vertragslaufzeit oder ob es einen Existenzgründer-Rabatt gibt.
Bei exali.de beginnen die Kosten pro Jahr für die kleinste Variante netto bei
- circa € 207 für die IT-Haftpflicht
- circa € 218 für die Media-Haftpflicht
- circa € 191 für die Consulting-Haftpflicht und
- circa € 382 für die Architekten-Haftpflicht
Die Selbstbeteiligung liegt je nach Branche zwischen € 0 (Consulting-Haftpflicht) und € 2.500 (Architekten-Haftpflicht) je Schadenfall. Der Schnitt liegt bei € 250 wie zum Beispiel im IT- und Medienbereich.
Was muss eine gute Berufshaftpflicht enthalten?
Wenn Freelancer wissen, dass eine Berufshaftpflicht wichtig ist, müssen sie nur noch die geeignete für sich finden. Folgende Ereignisse sollten durch eine für Freelancer geeignete
Berufshaftpflichtversicherung auf jeden Fall gedeckt sein:
- Allgemeine Beratungsfehler
- Überschreitung der Deadline
- Programmierfehler
- Rechtsverletzungen
- Bewertungsfehler
- Instruktionsfehler
- Analysefehler
- Rechenfehler
- Messfehler
- Vertauschen/Verwechslung
- Verlust
Allgemein gilt für eine gute Berufshaftpflichtversicherung: Sie sollte mit der Zeit gehen sowie sich individuell an die Bedürfnisse von Freelancern, neue Aufgabengebiete und Herausforderungen verschiedener Branchen anpassen lassen.