Ideal Customer Profile (ICP): Mehr Aufträge durch gezielte Kundenansprache
Soll ich mich lieber an Konzerne halten oder mache ich besser KMU auf mich aufmerksam? Sind Solopreneure meine Zielgruppe oder doch Agenturen? Wer sich diese Fragen stellt, sollte sich spätestens jetzt ein Ideal Customer Profile – das ideale Kundenprofil – anlegen. Warum das einer DER Erfolgsfaktoren bei der Kundenakquise ist und wie das Ganze funktioniert, klären wir in diesem Artikel.
Was ist ein Ideal Customer Profile (ICP)?
Ein Ideal Customer Profile (ICP) ist eine detaillierte Beschreibung eines Unternehmens, das den idealen Kunden für das eigene Business darstellt. Die Produkte oder Dienstleistungen, die man selbst anbietet, passen perfekt zu dem, was der ideale Kunde sucht. Im Wesentlichen beschreibt das Ideal Customer Profile den „perfekten“ Kunden, mit dem die Zusammenarbeit am effektivsten und profitabelsten ist. Es bietet also die Antwort auf die Frage:
Lieber in Projekten als am Telefon?
Mach was dir Spaß macht und bekomme automatisch neue Aufträge auf freelancermap.
„Welche Unternehmen haben ein Problem, das ich mit meinem Angebot lösen kann?“
Für Freelancer ist das ICP ein strategisches Werkzeug, um gezielt die richtigen Kunden anzusprechen und keine Zeit mehr für die Akquise von potenziellen Kunden zu verschwenden, die vermutlich nie zu zahlenden oder gar wiederkehrenden Kunden geworden wären.
Merkmale des ICP
Das ICP umfasst in erster Linie firmografische Merkmale. Das betrifft das gesamte Unternehmen mitsamt Branche, Sub-Branche (z. B. Industrie – Fertigungsindustrie), Unternehmensgröße, Umsatz und Budget, Unternehmenszielen sowie Werten und Visionen, aktuellen Herausforderungen (Pain Points) und mehr:
- Standort (national oder international?)
- Rechtsform
- Wachstumsphase (z. B. Start-up oder etabliertes Unternehmen?)
- Kaufverhalten (z. B. Häufigkeit der Bestellungen oder Präferenzen bei der Lieferantenauswahl)
- Entscheidungsprozesse
- Entscheidungsträger
Ideal Customer Profile vs. Buyer Persona
Im Kontext der Kundengewinnung ist oft von der Buyer Persona die Rede. Damit sind Einzelpersonen – meist Entscheider – innerhalb oder außerhalb eines Unternehmens gemeint, die man im Rahmen seiner Akquise direkt ansprechen möchte. Hierbei spielen sowohl demografische als auch psychografische Merkmale eine große Rolle.
Merkmal | ICP | Buyer Persona |
---|---|---|
Zielgruppe | Unternehmen | Einzelpersonen (Entscheider) |
Attribute | Vorwiegend firmografische Aspekte wie Größe, Umsatzpotenzial und Branche des Unternehmens | Demografie (z. B. Alter), Psychografie, Geografie |
Ziel | Unterstützt strategische Ausrichtung | Unterstützt taktische Umsetzung |
Das Ideal Customer Profile dabei nicht der Gegensatz zur Buyer Persona, sondern viel mehr der erste Schritt dort hin. Bei der Erstellung eines fiktiven Unternehmensprofils konzentriert man sich anders als bei der Erstellung der Buyer Persona nicht auf Einzelpersonen, sondern auf Unternehmen.
Mit dem ICP erhält man letztlich den Ausgangspunkt, um die Buyer Persona auszuarbeiten. Umso genauer das Ideal Customer Profile erstellt wurde, desto leichter fällt die Definition der genauen Zielgruppe.
Will man zum Beispiel als Webdesigner direkt die verantwortliche Person innerhalb der Marketing-Abteilung eines Unternehmens ansprechen, stellt das die Buyer Persona dar. Das Unternehmen, für das die Person tätig ist, ist hingegen das Ideal Customer Profile (ICP).
5 Gründe, weshalb Freelancer ein ICP erstellen sollten
Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor: Ein Freelance-Neustarter will seine ersten Aufträge an Land ziehen. Als Erstes wird er sich vermutlich die Frage stellen: „Wen spreche ich mit meinem Angebot wie und wo an?“. Sicher, er könnte nun jedem Unternehmen eine Cold-E-Mail schreiben, das er kennt oder nicht kennt. Ob eine Anfrage von Entscheidern kommt, ist allerdings zweifelhaft.
Genau hier kommt das ICP ins Spiel. Weshalb man sich die Mühe für die Erstellung des idealen Kundenprofils unbedingt machen sollte, klären wir jetzt:
#1: Weniger Zeit für die Akquise aufwenden
Ein durchdachtes ICP reduziert den Aufwand für die Kundenakquise erheblich. Statt viel Zeit damit zu verbringen, potenzielle Kunden zu finden, die möglicherweise nicht gut zum eigenen Angebot passen, können sich Freelancer auf diejenigen konzentrieren, die bereits ideal auf ihre Dienstleistungen abgestimmt sind. Verdeutlichen wir das anhand eines beispielhaften Vergleichs:
Ohne ICP
Freelancer A nutzt die Kaltakquise als bevorzugte Kundengewinnungsstrategie. Er sucht in den Gelben Seiten nach jedem Unternehmen in seiner Nähe und ruft diese an oder verschickt E-Mails. Dasselbe macht er auch auf LinkedIn und Projektbörsen. Er verbringt ca. 20 Stunden pro Woche mit der Akquise, während ihm lediglich eine von 200 kontaktierten Firmen zusagt und gerne ein Angebot hätte. Auf das Angebot reagiert die Firma leider nicht mehr.
Mit ICP
Freelancer B hat sein ideales Kundenprofil bis ins kleinste Detail definiert und weiß genau, wer seine Zielkunden sind. Er kennt die wichtigen Entscheider und weiß haargenau, wie er sie erreichen kann. Da er sogar die Schmerzpunkte (Pain Points) kennt, hat er seine Zielkunden schnell am Haken. Seine Erfolgsquote liegt bei über 85 % – und sein wöchentlicher Akquiseaufwand bei gerade mal zwei Stunden.
Learnings
Unser erster guter Grund für einen klar definierten ICP liegt also auf der Hand: Wer seine Kunden kennt, muss nicht wahllos die breite Masse ansprechen, sondern findet immer die richtige Zielgruppe am richtigen Ort und spart dadurch wertvolle Zeit ein.
#2: Weniger Streuverluste durch gezielteres Marketing
Wo wir schon bei Kundengewinnung waren: Laut einer Studie von TOPO sind Unternehmen, die einen klaren ICP etabliert haben, um bis zu 68 % erfolgreicher in der Akquise von Neukunden als die, die noch keinen haben. Das liegt daran, dass diese Unternehmen genau wissen, wo ihre Zielgruppe gerade ist und wie sie diese ansprechen können.
Dieses Wissen kann auch im Marketing äußerst nützlich sein. Besonders dann, wenn es um Performance-Marketing geht. Hierbei können Freelancer zum Beispiel auf Social Media oder über Suchmaschinen wie Google Anzeigen schalten, die bestimmten Personengruppen ausgespielt werden. Relevante Zielgruppensegmente sind hier beispielsweise:
- Geschlecht und Alter der Entscheider
- Land und Region
- Einkommen
- Unternehmensgröße
- Branche
- etc.
Hat man zum Beispiel bei der Erstellung seines ICPs festgestellt, dass der ideale Kunde aus Nordrhein-Westfalen kommt, ergibt es nur wenig Sinn, Kampagnen für Unternehmen in Bayern oder gar einem anderen Land auszuspielen. Oder wenn man Kunden aus der Branche Industrie anpeilt, ist die Gastronomie höchstwahrscheinlich weniger geeignet.
Der ICP bestimmt auch den Inhalt der Kampagne und nimmt einen Einfluss darauf, wie effektiv diese ist. Das ideale Kundenprofil enthält – im engeren Sinne – auch Informationen über die Bedürfnisse, Herausforderungen und Ziele der potenziellen Kunden. Dadurch können Freelancer Kampagnen ganz gezielt gestalten, die eigene Conversion Rate erhöhen und müssen nicht unnötig Geld verbrennen.
#3: Dauerhaft Kunden mit höherem Umsatzpotenzial identifizieren
Ein wichtiges ICP-Merkmal ist der Jahresumsatz eines Unternehmens, bzw. der Gewinn oder gar das Budget. Bei einigen Unternehmen lässt sich diese Kennzahl schwieriger herausfinden als bei denen, die entsprechend ihrer Rechtsform ihren Jahresabschluss veröffentlichen müssen.
Denn: Sowohl die GmbH als auch die AG, UG, KG sowie jede Handelsgesellschaft unterliegt der Offenlegungspflicht. Diese Unternehmen müssen im sogenannten Bundesanzeiger ihre Bilanz offenlegen. So erhalten Freelancer Informationen über Verbindlichkeiten, Verluste, Rückstellungen und die Gewinne in einem Geschäftsjahr.
tipp
Bei anderen Unternehmensarten sieht der Fall jedoch anders aus. Kleinere Unternehmen wie etwa Einzelunternehmen bzw. Kleinunternehmer oder die GbR legen ihre finanzielle Situation nicht so einfach offen. Stellt sich heraus, dass jedoch die kleinen Unternehmen zum ICP gehören, müssen Freelancer das mögliche Budget zum Beispiel über Kennenlerngespräche abfragen.
Achtung: Hier ist Feingefühl gefragt! Stellt man diese sensible Frage zu früh, kann es sein, dass die Kunden noch vor dem Angebot abspringen.
#4: Höhere Weiterempfehlungsrate generieren
Gut ist, neue Kunden zu gewinnen. Besser ist, sie zum Bleiben zu bringen. Wenn das eigene Angebot perfekt zum „Need“ also zum Bedarf des Kunden passt und sein Problem zufriedenstellend und effizient gelöst wurde, ist dieser eher bereit, eine Bewertung abzugeben oder den Freelancer weiterzuempfehlen.
Nehmen wir zur Veranschaulichung ein Negativbeispiel:
Ein freier Webdesigner bietet seine Dienstleistungen einer breiten Zielgruppe an, die von A wie Anwalt bis Z wie Zahnarzt reicht. Eines Tages nimmt er einen Auftrag eines Restaurants an uns verbringt viele Stunden mit der Gestaltung der neuen Website. Am Ende war der Kunde unzufrieden, weil die fertige Seite nicht die gewünschten Funktionen enthielt. Schuld daran waren mitunter die fehlenden Kenntnisse des Webdesigners über diese spezielle Branche und sein zu breites Angebot.
Das Resultat aus unserem Beispiel war nicht nur eine schlechte Bewertung. In einem solchen Fall kann es auch passieren, dass sich die „schlechten“ bzw. falschen Leistungen im Kundennetzwerk herumsprechen, wodurch die Auftragslage dauerhaft leiden kann.
Learning
Kennen Freelancer ihre potenziellen Kunden und deren Probleme in und auswendig, können sie ihre Skills bzw. ihr Angebot entsprechend darauf abstimmen. Solche maßgeschneiderten Lösungen sorgen dafür, dass Freelancer häufiger weiterempfohlen werden und positive Referenzen einholen können.
#5: Marktpositionierung verbessern
Das ICP liefert wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Herausforderungen der besten Kunden. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln und besser zu positionieren. Wenn klar ist, welche Merkmale und Funktionen für den idealen Kunden am wichtigsten sind, können Produkte gezielt darauf ausgerichtet werden. Auch die eigenen Skills kann man entsprechend den Kundenbedürfnissen verbessern.
Beispiel: Angenommen, die Content-Marketing-Abteilungen der Ziel-Unternehmen suchen verstärkt nach jemandem, der sich mit dem Thema „Custom GPT“ und „SEO“ auskennt. Ein Freelancer, der bereits Spezialist im Bereich Content-SEO ist, könnte auf Basis seiner ICP-Analyse seine Fähigkeiten in KI und ChatGPT ausbauen, um für seine idealen Kunden noch gefragter zu werden.
Darüber hinaus hilft das ICP bei der Positionierung am Markt. Wenn die Merkmale und Anforderungen des idealen Kunden klar definiert sind, kann das Unternehmen seine Unique Selling Proposition (USP) gezielt kommunizieren und sich dadurch von der Konkurrenz abheben.
Schritt für Schritt zum Ideal Customer Profile
Spätestens jetzt dürften die Vorteile klar sein, die das ideale Kundenprofil mit sich bringt. Damit Freelancer von allen Benefits des ICPs profitieren, muss man sich das Profil des perfekten Kunden zunächst erarbeiten. Wie das in sechs einfachen Schritten gelingt, klären wir jetzt Step-by-Step:
1. Schritt: Bestandskunden analysieren
Im ersten Schritt auf dem Weg zum ICP erfolgt die Analyse der bereits vorhandenen Kunden. Dabei sollten sich Freelancer folgende Fragen stellen:
- Welche Branchen oder Nischen sind am häufigsten vertreten?
- Welche Kundenarten haben größere Projekte in Auftrag gegeben oder ein höheres Budget zur Verfügung gestellt?
- Welche Rechtsformen haben meine Kunden?
- Wie groß sind die Unternehmen?
- Wie jung oder alt sind die Unternehmen? Handelt es sich dabei um Familienunternehmen, die seit mehreren Generationen geführt werden oder moderne Start-ups?
- Gab es wiederkehrende Kunden?
- Wer waren die Entscheider im Projekt? Welche Rolle hatten sie und welche Merkmale zeichnen sie aus?
- Welche Probleme haben meine Kunden, die ich mit meinen Fähigkeiten lösen kann?
All diese Informationen kann man zunächst in einer Excel-Liste, einem Textdokument oder in einer Mindmap sortieren. Zur Verfeinerung und Priorisierung der Liste kommen wir in den nächsten Schritten.
2. Schritt: Die besten Kunden identifizieren
Hat man seine Bestandskunden analysiert, muss man diejenigen herausfiltern, die bisher den größten Wert gebracht haben. Das könnten beispielsweise Kunden sein, die am besten zum eigenen Arbeitsstil passen oder Auftraggeber, die ihre Rechnung zuverlässig und pünktlich begleichen. Andere Präferenzen könnten sein:
- Kunden mit einem großen Netzwerk für die potenzielle Weiterempfehlung
- Unternehmen, die langfristige Projekte bieten
- Projektanbieter mit herausfordernden Aufträgen
- Organisationen aus bestimmten Nischen und Branchen
- Kunden mit spezieller Organisationsstruktur, zum Beispiel Start-ups oder NGO’s
- Ethische Werte, die zum eigenen Weltbild passen
- Ein großes Budget
- Unkomplizierte Zusammenarbeit
- Kurze Akquiseprozesse
3. Schritt: Gemeinsamkeiten finden und Segmente bilden
Im nächsten Schritt geht es darum, die Gemeinsamkeiten der profitabelsten Kunden zu ermitteln, die man bei der Bestandskundenanalyse herausgefiltert hat. Auf diese Weise können Freelancer Muster erkennen, die typisch für die Kunden sind, die maßgeblich zum Geschäftserfolg beitragen.
Diese Gemeinsamkeiten werden anschließend in sogenannte Cluster bzw. Segmente übertragen. Das könnte eine bestimmte Branche sein, eine Unternehmensgröße, das Alter der Organisation (Start-up oder etabliertes Familienunternehmen) oder Herausforderungen, die spezielle Kundengruppen gemeinsam haben.
tipp
Beispiel: Bei der Analyse seiner Bestandskunden hat ein Freelancer herausgefunden, dass die Kunden mit dem größten Budget und der unkompliziertesten Zusammenarbeit Fintech Start-ups in der ersten Finanzierungsrunde sind. Diese Gruppe bildet das Segment A. Häufige Überschneidungen treten bei seiner Analyse zudem bei KMUs auf, die sich in der Wachstumsphase befinden. Da der Akquiseweg hier länger ist und das Budget etwas kleiner, gruppiert er diese Kunden in das Segment B.
Kundensegmente ausschließen
Nach der Segmentierung wird dem ein oder anderen auffallen, dass es Kunden gibt, die nicht optimal zu den eigenen Präferenzen oder Geschäftszielen passen. Das können Kunden mit Projekten sein, die sich nur über einen langen Zeitraum akquirieren lassen, weniger Budget zur Verfügung stellen oder kurze Projektzeiträume bieten.
Auch die komplexe Zusammenarbeit oder der hohe administrative Aufwand können Ausschlusskriterien sein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit diesen Clustern umzugehen:
Ausschluss
Kunden, die kaum mehr als Aufwand bieten, kann man auf eine Art „Blacklist“ setzen. Dieses Segment wird bei der Akquise nicht mehr verfolgt und es werden keine Marketing- und Vertriebsressourcen auf diese verwendet. Das spart Zeit und Energie, die man für die Akquise der profitableren Segmente aufwenden sollte.
Angebot anpassen
Manchmal lohnt es sich, für weniger passende Segmente angepasste Angebote zu entwickeln, die geringen Aufwand erfordern oder besser zum Geschäftsmodell passen. So kann man von weniger geeigneten Segmenten profitieren, ohne den Fokus zu verlieren.
Weiterempfehlung oder Outsourcing
Wenn bestimmte Kundensegmente zwar nicht zu den eigenen Präferenzen passen, sehrwohl aber zu denen eines anderen Freelancers, kann man die Kunden an andere Dienstleister verweisen. Auch das Outsourcing an eigene Kontakte ist eine Option. So schafft man Mehrwert, ohne direkt involviert zu sein.
Sobald Freelancer ihre wichtigen – und unwichtigen – Kundensegmente identifiziert haben, folgt der entscheidende Schritt:
4. Schritt: ICP erstellen
Um das ICP zu erstellen, werden die bisher identifizierten Muster sowie gemeinsamen Merkmale in einem detaillierten Profil zusammengestellt. Wie der Prototyp des perfekten Kunden am Ende aussieht, ist von Freelancer zu Freelancer unterschiedlich. Schließlich werden hier die zuvor ermittelten ICP-Merkmale, Präferenzen und vorhandenen Kundendaten zusammengeführt.
Ein mögliches Template könnte zum Beispiel so aussehen:
Branche | Sub-Branche / Nische | Unternehmensgröße | Rechtsform |
Handel, Industrie, Medien, Tourismus, Immobilien, etc. | Einzelhandel, Pharmaindustrie, PR-Agentur, etc. | 1 – 10, 11 – 50, 51 – 200 Mitarbeiter, etc. | GmbH, UG, AG, GbR, OHG, etc. |
Standort | Wachstumsphase | Jahresgewinn / Budget | Kommunikationspräferenzen |
National / international | Start-up, familiengeführt in 1, 2. oder 3. Generation, Übernahme/Nachfolge, etc. | 1.000 – 50.000 € | E-Mail, Telefon, Social Media Kanäle, Corporate Blog, etc. |
Herausforderungen | Unternehmensziele | Entscheidungsprozesse | Entscheidungsträger |
Digitalisierung, rechtliche Einschränkungen, Internationalisierung, Fachkräftemangel, etc. | Effizienzsteigerung, Wachstum, Kostenreduktion, Modernisierung, etc. | Gremium / einzelne Entscheidungsträger | Jobtitel, Alter und Geschlecht, Bildungs- und Berufshintergrund, etc. |
Das fertige ICP-Framework kann noch um zusätzliche Informationen ergänzt werden. Etwa, ob ein großes Kundennetzwerk besteht, ob sich für Projekte eine Partnerschaft mit anderen Freelancern anbietet, welche Tools verwendet werden, die Kundengewinnungsdauer oder Informationen zum Wettbewerb. Je detaillierter das Template, desto besser lassen sich nachher die Marketing- und Vertriebsstrategien daran ausrichten.
5. Schritt: Marketing- und Vertriebsstrategien am ICP ausrichten
Hat man sein ideales Kundenprofil erstellt und sein Template mit Leben gefüllt, geht es daran, das eigene Selbstmarketing und die Vertriebsstrategien gezielt am ICP auszurichten. Dabei müssen alle Maßnahmen spezifisch auf die Bedürfnisse, Herausforderungen und Interessen des idealen Kunden zugeschnitten sein.
Ergibt sich bei der ICP-Erstellung beispielsweise, dass die Kunden hauptsächlich in B2B-Netzwerken wie XING und LinkedIn vertreten sind, sollte man seine Werbeanzeigen, Erfolgsstorys und andere Freelancing-Inhalte auch dort ausspielen. Weitere Maßnahmen, die man gezielt am ICP ausrichten kann, sind etwa:
- Eigenen Blog anpassen
- Whitepaper
- Webinare bzw. Workshops
- E-Mail-Marketing
- Leads segmentieren, priorisieren und qualifizieren
- Portfolio neu ausrichten
- Case Studies gezielt erstellen
- Personalisierte Verkaufsgespräche führen
- Maßgeschneiderte Angebotspakete schnüren
- etc.
Der große Vorteil hieran ist, dass sich Freelancer nur noch auf profitable und möglichst langfristige Kundenprojekte konzentrieren können und dadurch ihre wenigen, wertvollen Ressourcen optimal einsetzen. Das bringt vor allem auf lange Sicht nur Vorteile, ist jedoch mit einem hohen Aufwand verbunden – gerade am Anfang. Zum Beispiel, weil jemand sein Portfolio komplett neu erstellen oder Vorlagen für die Kaltakquise entsprechend ändern muss.
6. Schritt: ICP laufend optimieren
Auf dem fertigen ICP sollten sich Freelancer allerdings nicht ausruhen. Denn: Aktuelle sowie künftige Trends, neue Wettbewerber, sich ändernde regulatorische Anforderungen (z. B. Lieferkettengesetz oder Whistleblowing) und andere Einflussfaktoren führen dazu, dass das einst perfekte Kundenprofil nicht mehr optimal passt.
Freelancer müssen daher regelmäßige Anpassungen vornehmen, um sicherzugehen, dass sie immer noch die richtige Zielgruppe mit den geeigneten Maßnahmen ansprechen.
Beispiele für ICPs
Damit sich Freelancer noch konkreter etwas unter dem ICP vorstellen können, haben wir drei verschiedene Beispiele aus den Bereichen Webentwicklung, Grafikdesign und Content-Marketing mitgebracht:
ICP-Template für einen Webentwickler
Szenario: Max ist ein Freelancer mit einer Spezialisierung auf Webentwicklung für E-Commerce-Unternehmen und Startups. Er hat festgestellt, dass viele seiner bisherigen Kunden mit langsamen Ladezeiten und veralteter Technologie zu kämpfen hatten, was ihre Conversion-Raten negativ beeinflusste. Bei der Erstellung seines ICPs ist ihm aufgefallen, dass er direkt CTOs und IT-Leiter in der DACH-Region mit seinem USP ansprechen kann, da er die technologischen Herausforderungen seiner Idealkunden lösen kann.
Kriterium | Beschreibung |
---|---|
Branche | Technologie, E-Commerce, Startups |
Unternehmensgröße | KMU mit 10 – 50 Mitarbeitern |
Standort | Deutschland, Österreich, Schweiz |
Entscheidungsträger | CTO, IT-Leiter, Geschäftsführer |
Herausforderungen (Pain Points) | Langsame Ladezeiten, veraltete Website-Technologie, Skalierungsprobleme |
Ziele | Verbesserung der Website-Performance, Einführung neuer Funktionen, Erhöhung der Conversion-Rate |
Budget | Jahresbudget für IT-Projekte: 20.000 – 100.000 € |
Technologie-Stack | JavaScript, React, Node.js, WordPress (WooCommerce) |
Kaufmotive | Technologische Exzellenz, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit |
Kommunikationspräferenzen | E-Mail, Telefon, regelmäßige Status-Meetings |
ICP-Template für einen Grafikdesigner
Szenario: Lisa ist eine Grafikdesignerin, die sich auf die Erstellung von Markenidentitäten für Mode- und Lifestyle-Unternehmen spezialisiert hat. Viele ihrer bisherigen Kunden hatten Schwierigkeiten, eine konsistente visuelle Identität aufzubauen, was zu einer schwachen Markenwahrnehmung führte. Um gezielt Unternehmen anzusprechen, die von einer professionellen und kreativen Gestaltung profitieren können, hat sie dieses ICP entwickelt:
Kriterium | Beschreibung |
---|---|
Branche | Mode, Lifestyle, Startups |
Unternehmensgröße | Kleine Unternehmen mit 5 – 20 Mitarbeitern |
Standort | Deutschland, vorwiegend Süd- und West-Deutschland |
Entscheidungsträger | Marketing-Leiter, Geschäftsführer |
Herausforderungen | Uneinheitliches Markenbild, mangelnde visuelle Identität, niedrige Kundenbindung |
Ziele | Entwicklung einer konsistenten Markenidentität, Verbesserung der visuellen Kommunikation |
Budget | Projektbezogene Budgets: 5.000 – 25.000 € |
Design-Tools | Adobe Creative Suite (Photoshop, Illustrator, InDesign) |
Kaufmotive | Kreativität, schnelle Lieferung, Anpassungsfähigkeit |
Kommunikationspräferenzen | E-Mail, Slack, Präsentationen über Zoom |
ICP-Template für einen Content-Marketer
Szenario: Tom ist ein erfahrener Content-Marketer, der sich auf die B2B-Branche und SaaS-Unternehmen fokussiert hat. Er stellte fest, dass viele mittelständische Unternehmen in diesem Bereich Schwierigkeiten haben, qualifizierte Leads zu generieren und eine konsistente Content-Strategie zu entwickeln. Mit diesem ICP kann er gezielt Marketing-Direktoren und Content-Strategists ansprechen, die auf der Suche nach einer strategischen Beratung und messbaren Ergebnissen sind.
Kriterium | Beschreibung |
---|---|
Branche | B2B-Dienstleistungen, Software-as-a-Service (SaaS) |
Unternehmensgröße | Mittelständische Unternehmen mit 50 – 200 Mitarbeitern |
Standort | Deutschland und Schweiz |
Entscheidungsträger | Marketing-Direktor, Content-Strategist |
Herausforderungen (Pain Points) | Niedrige Lead-Generierung, geringe Online-Sichtbarkeit, inkonsistente Content-Strategie |
Ziele | Steigerung der organischen Reichweite, Verbesserung der Lead-Qualität, Aufbau einer Content-Strategie |
Budget | Jahresbudget für Content-Marketing: 10.000 – 50.000 € |
Tech-Stack | WordPress, HubSpot, LinkedIn |
Kaufmotive | Expertise im B2B-Bereich, messbare Ergebnisse, strategische Beratung |
Kommunikationspräferenzen | E-Mail, Video-Calls, regelmäßige Reportings |
Fazit
Freelancer haben nicht viel Zeit für die wichtigen Dinge, nämlich die Projektarbeit. Laut Freelancer-Kompass 2024 verbringen Freiberufler im Schnitt 6 Stunden pro Woche zusätzlich mit der Kundenakquise. Deshalb ist es bei Solo-Selbstständigen mit begrenzten Ressourcen umso wichtiger, diese knappen Mittel so effizient wie möglich einzusetzen.
Genau hier hilft das ideale Kundenprofil: Freelancer erfahren, wen sie mit welchen Mitteln ansprechen müssen, um Interessenten in profitable Kunden zu verwandeln. Das beste daran ist, dass diese Kunden auch noch das größtmögliche Weiterempfehlungspotenzial bieten, was sich wiederum positiv auf die eigene Reputation auswirkt.