Selbstständig in die Krankenversicherung: Gesetzlich oder privat?

Selbstständig in die Krankenversicherung: Gesetzlich oder privat?

2. Juli 2024 / 14 Min /
Welche Krankenversicherung ist für Selbstständige die beste? PKV oder GKV?

Viele mutige Menschen fassen heute den Entschluss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Endlich selbstbestimmt arbeiten, die eigenen Ideen umsetzen und auch finanziell in vollem Umfang davon profitieren. Zu Beginn der Selbstständigkeit kann die Menge an Bürokratie überwältigend sein. Neben vielen weiteren Entscheidungen steht auch die Frage an: Gesetzlich oder privat? Diese Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab und sollte immer wohlüberlegt sein. Ich habe mir das Thema zu Beginn genau angeschaut und gehe auf die wichtigsten Fragestellungen ein.

Überblick: Krankenversicherung für Selbstständige

Ob nun selbstständig oder angestellt: In Deutschland muss jeder eine eigene Krankenversicherung vorweisen. Dabei stellt sich schnell die Frage: Müssen Selbstständige privat versichert sein? Die einfache Antwort: Nein.

Selbstständige stehen im Gegensatz zu vielen Angestellten dabei vor der Wahl zwischen gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV). Beide Systeme haben ihre individuellen Vor- und Nachteile. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Unterschiede.

Unterschied zwischen GKV und PKV für Selbstständige

KriteriumGesetzliche Krankenversicherung (GKV)Private Krankenversicherung (PKV)
BeitragsberechnungEinkommensabhängig: prozentualer Anteil am EinkommenRisikobasiert: abhängig von Alter, Gesundheitszustand und gewünschten Leistungen
LeistungsumfangEinheitlich: gesetzlich vorgeschriebenIndividuell: je nach Tarif und Versicherer
FamilienversicherungFamilienmitglieder ohne eigenes Einkommen sind mitversichertSeparate Versicherungsverträge für jedes Familienmitglied
FlexibilitätWeniger flexibel: Leistungen durch Gesetz geregeltHohe Flexibilität: individuelle Tarife und Zusatzleistungen
KostentransparenzKlare Beitragssätze: eher geringe Zuzahlungen zu Medikamenten oder HilfsmittelnBeiträge und Leistungen können variieren, Selbstbeteiligung möglich
Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung

Wichtige Entscheidungskriterien für die Krankenversicherung als Selbstständiger

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PKV oder GKV? Die Wahl der Krankenversicherung als Selbstständiger lässt sich anhand verschiedener Entscheidungskriterien festmachen. Dabei kommt es jedoch immer auch auf persönliche Umstände und Rahmenbedingungen an.

Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Entscheidungskriterien:

  • Persönlicher Gesundheitszustand: In der PKV bringen Vorerkrankungen Risikozuschläge mit sich
  • Alter: Ältere Interessenten zahlen in der PKV aufgrund des größeren Erkrankungsrisikos höhere Beiträge als jüngere.
  • Höhe der Einkünfte: Hohe Einkünfte lassen den GKV-Beitrag bis zur Beitragsbemessungsgrenze (Höhe im Jahr 2024: 62.100 Euro Bruttojahresverdienst oder 5.175 Euro pro Monat) stark ansteigen.
  • Zusatzeinkünfte: Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung und Kapitalerträge gelten ebenfalls als Bemessungsgrundlage für den GKV-Beitrag.
  • Status: Studenten können sich unter Umständen sehr günstig gesetzlich versichern.

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bietet Selbstständigen eine solide Grundversorgung mit einheitlichen Leistungen. Sie ist besonders für diejenigen interessant, die ein geregeltes und vorhersehbares System bevorzugen.

Vor- und Nachteile der GKV für Selbstständige

Vorteile GKVNachteile GKV
Einheitlicher LeistungskatalogLeistungskürzungen durch gesetzliche Änderungen möglich
Kein Gesundheitscheck oder RisikozuschlägeWeniger individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bei den Leistungen
Abrechnung direkt zwischen Arzt und KrankenkasseWartezeiten und Terminschwierigkeiten bei Fachärzten
Familienmitversicherung ohne zusätzliche KostenBeitragssteigerungen durch politische Entscheidungen möglich
Einkommensabhängige Beiträge sind bei niedrigem Einkommen günstigBei hohem Einkommen droht hoher Beitrag
Vor- und Nachteile der gesetzlichen Krankenversicherung

Kosten und Beiträge in der GKV für Selbstständige

Die Beitragssätze in der GKV sind einkommensabhängig und unterliegen festen Prozentsätzen. Im Jahr 2024 gelten folgende Beitragssätze:

1. Gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige

  • Allgemeiner Beitragssatz: 14,6 % des Einkommens
  • Ermäßigter Beitragssatz: 14,0 % des Einkommens (ohne Anspruch auf Krankengeld)
  • Zusatzbeitrag: variiert je nach Krankenkasse, im Durchschnitt 1,7 %

Selbstständige sollten im Normalfall den allgemeinen Beitragssatz wählen, um im Krankheitsfall Anspruch auf Krankengeld zu haben.

Alternativ besteht auch die Möglichkeit, eine separate Krankentagegeldversicherung abzuschließen. Der Grund: Wer im Krankheitsfall als Selbstständiger nicht arbeiten kann, erhält keine Lohnfortzahlung wie Angestellte.

Beitragssätze zur gesetzlichen Krankenversicherung als Selbstständiger
Die Beiträge zur GKV setzen sich aus dem Basis-Beitragssatz und Zusatzbeitrag zusammen

2. Gesetzliche Pflegeversicherung

  • Beitragssatz in der Pflegeversicherung: 3,4 % (Kinderlose zahlen einen Zuschlag von 0,6 %)

Mindest- und Höchstbeiträge in der GKV

Der Beitrag in der GKV wird auch für Selbstständige nach der Höhe des Einkommens bemessen. Es existieren jedoch ein Mindest- und ein Höchstbeitrag. Der Höchstbeitrag wird fällig, wenn die eigenen Einkünfte die Beitragsbemessungsgrenze erreichen oder übersteigen. Darüber hinaus erfolgt keine Beitragsberechnung.

Hier die Mindest- und Höchstbeiträge im Überblick:

  • Mindestbeitrag: Für 2024 beträgt die monatliche Mindestbemessungsgrundlage 1.178,33 Euro. Bei einem Beitragssatz von 14,6 % + 1,7 % (durchschnittlicher Zusatzbeitrag) für die Krankenversicherung und 4,00 % für die Pflegeversicherung ergibt dies einen Mindestbeitrag von etwa 225,06 Euro.
  • Höchstbeitrag: Der Höchstbeitrag richtet sich nach der Beitragsbemessungsgrenze von 5.175 Euro monatlichem Einkommen. Hier beträgt der Beitrag zur Krankenversicherung bei 14,6 % + 1,3 % (durchschnittlicher Zusatzbeitrag) etwa 843,53 Euro und für die Pflegeversicherung bei 4,00 % etwa 175,95 Euro, insgesamt also ca. 1.019,48 Euro.

Diese Beitragsstruktur stellt sicher, dass Selbstständige mit niedrigem Einkommen nicht übermäßig belastet werden, während diejenigen mit höherem Einkommen entsprechend mehr zahlen.

Beachte: Bei Selbstständigen geht die gesetzliche Krankenversicherung immer zunächst vom möglichen Höchstbeitrag aus. Aus diesem Grund gehört zu den ersten Schritten der Antrag auf einkommensabhängige Beitragsbemessung. Nur so stellen Selbstständige und Freelancer sicher, dass sie in Bezug auf den Beitrag gemäß der Höhe ihrer Einkünfte eingestuft werden.

Beitragsbemessung: So werden die Beiträge in der GKV berechnet

Die Beitragsbemessung in der GKV erfolgt anhand des Einkommens der Versicherten. Bei Selbstständigen ziehen die Krankenkassen das zu versteuernde Einkommen heran.

Der Ablauf sieht dabei folgendermaßen aus:

  1. Die selbstständige Person reicht ihren Steuerbescheid ein.
  2. Das zu versteuernde Jahreseinkommen (aus selbstständiger Tätigkeit, Vermietung und Verpachtung, Kapitaleinkünften und sonstigen Einkünften) wird auf ein fiktives Monatsgehalt umgerechnet.
  3. Auf das errechnete Einkommen wird der Beitragssatz von 14,0 % (mit Krankengeld: 14,6 %) angewendet. Zusätzlich zahlen Versicherte noch 3,4 % bis 4 % Beitrag zur Pflegeversicherung.

Wie bereits oben beschrieben, gibt es eine Mindestbeitragsbemessungsgrundlage (2024: 1.178,33 Euro pro Monat) und eine Beitragsbemessungsgrenze (2024: 5.175 Euro pro Monat).

tipp

Bewegt sich das Einkommen von Freelancern oder Selbstständigen unterhalb oder oberhalb dieser Grenzen, gilt die jeweilige Grenze als Grundlage der Beitragsbemessung.

Hier ein Beispiel:

Selbstständige A erwirtschaftet 6.500 Euro pro Monat und Freelancer B nur 1.000 Euro. Der Beitrag für Selbstständige A wird auf Basis eines Einkommens von 5.175 Euro berechnet (ca. 1.019 Euro). Freelancer B muss hingegen einen Krankenversicherungsbeitrag bezahlen, der auf Basis von 1.178,33 Euro berechnet wird (ca. 225 Euro). Er zahlt effektiv also einen höheren prozentualen Beitragssatz (22,5 %) und Selbstständige A einen niedrigeren (15,67 % für Kranken- und Pflegeversicherung).

GKV für selbstständige Studenten

Selbstständige Studenten haben die Möglichkeit, sich zu einem vergleichsweise günstigen Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu versichern.

Hier die zwei Möglichkeiten:

1. Familienversicherung über die Eltern

Bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres ist eine kostenfreie Absicherung im Zuge der Familienversicherung möglich. Achtung: Liegt der eigene regelmäßige Verdienst über 505 Euro pro Monat (bei Minijobs: 538 Euro), fallen selbstständige Versicherte aus der Familienversicherung heraus.

2. Studentische Krankenversicherung

Danach besteht die Option, bis zum vollendeten 30. Lebensjahr die studentische Krankenversicherung in der GKV wahrzunehmen.

Voraussetzungen

Um sich als selbstständiger Student in der GKV versichern zu können, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Eingeschriebener Student: Studenten müssen an einer staatlich anerkannten Hochschule oder Universität eingeschrieben sein.
  • Arbeitszeit: Die selbstständige Tätigkeit darf 20 Stunden pro Woche nicht überschreiten. Eine hauptberufliche Tätigkeit ist also ausgeschlossen.
  • Einkommensgrenze: Es gibt keine klare Einkommensgrenze, solange die selbstständige Tätigkeit nicht das Studium überwiegt und somit hauptberuflich ist. Krankenkassen gehen jedoch davon aus, dass eine hauptberufliche Tätigkeit vorliegt, wenn die Einkünfte 75 % der Bezugsgröße (Durchschnittseinkommen) überschreiten. Diese 75%-Grenze liegt 2024 bei 2.651,24 Euro.

Beitragssätze

Für selbstständige Studenten liegt der Beitrag zur studentischen Krankenversicherung in der Regel bei einem festen Satz:

  • Krankenversicherungsbeitrag: Der monatliche Beitrag zur studentischen Krankenversicherung beträgt 82,99 Euro plus den individuellen Zusatzbeitrag je nach Kasse (Durchschnitt: 1,7 %).
  • Pflegeversicherungsbeitrag: Der Beitrag zur Pflegeversicherung beträgt ca. 28 Euro (mit Zuschlag für Kinderlose etwa 32 Euro).

Die wichtigsten Versicherungen für Freiberufler

Lese-Tipp: Neben der Kranken- und Pflegeversicherung müssen Selbstständige (z. B. Freiberufler bzw. Freelancer) noch mehr abdecken. Alle Details dazu gibt es hier.

Die wichtigsten Versicherungen für Freiberufler

Private Krankenversicherung (PKV) für Selbstständige

Die private Krankenversicherung (PKV) bietet Selbstständigen eine Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Sie zeichnet sich durch individuelle Tarife und umfangreiche Leistungen aus, die an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden können.

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Vor- und Nachteile der PKV für Selbstständige:

Vor- und Nachteile der PKV für Selbstständige

Vorteile der PKVNachteile der PKV
Individuelle Tarifgestaltung (und damit Möglichkeit der Beitragssteuerung)Beiträge steigen mit Alter und schlechterem Gesundheitszustand tendenziell an
Umfangreiche und maßgeschneiderte LeistungenGefährliche Hobbys können die Beiträge deutlich erhöhen
Schneller Zugang zu SpezialistenGesundheitsprüfung bei Vertragsabschluss
Beitragsstabilität bei jungen und gesunden VersichertenFamilienmitglieder müssen separat versichert werden
Bildung von AltersrücklagenWechsel zurück in die GKV nur unter bestimmten Bedingungen möglich
Krankheitskosten erfordern mitunter eine finanzielle Vorleistung von Versicherten
Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung

Beiträge und Kosten in der PKV für Selbstständige

Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sind die Beiträge in der PKV nicht einkommensabhängig, sondern werden individuell berechnet.

Faktoren der Beitragsberechnung

  • Risikofaktoren: Alter, Gesundheitszustand und Berufsrisiko des Versicherten spielen eine wesentliche Rolle. Jüngere und gesündere Personen zahlen geringere Beiträge.
  • Gewählter Leistungsumfang: Je nach Umfang der gewünschten Leistungen (z.B. Krankenhausunterbringung, ambulante Versorgung, Zahnersatz) variieren die Beiträge.
  • Selbstbehalt: Durch die Vereinbarung eines Selbstbehalts können die monatlichen Beiträge reduziert werden. Versicherte tragen dann einen Teil der Kosten selbst.

Kosten für Einsteigertarife

Einsteigertarife für junge Selbstständige beginnen bereits bei etwa 220 bis 350 Euro pro Monat. Diese Tarife bieten eine Basisabsicherung und können im Laufe der Zeit an die veränderten Bedürfnisse und Lebenssituationen angepasst werden.

Beachte: Die Tarife in der PKV unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander. Neben dem gewählten Leistungslevel und den eigenen Risikofaktoren kommt es auch immer auf den jeweiligen Anbieter an. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, verschiedene Anbieter zu vergleichen, um am Ende eine informierte Entscheidung zu treffen.

Die Beitragsbemessung zur PKV hängt von unterschiedlichen Faktoren ab

PKV: Ab wann ist eine private Krankenversicherung möglich?

In Deutschland besteht eine allgemeine Versicherungspflicht (§ 193 Abs. 3 Versicherungsvertragsgesetz). Vorweg: Als Selbstständiger bzw. Freelancer hat man die Wahl, ob man sich privat krankenversichern lassen möchte – unabhängig vom Einkommen.

Die freie Wahl zwischen GKV und PKV ist jedoch nicht für alle möglich und unterliegt für Angestellte bestimmten Voraussetzungen.

Versicherungspflichtgrenze

Für Angestellte gilt, dass sie nur dann in die PKV wechseln können, wenn ihr Einkommen über der sogenannten Versicherungspflichtgrenze (auch Jahresarbeitsentgeltgrenze genannt) liegt. Im Jahr 2024 beträgt diese Grenze 69.300 Euro brutto jährlich (5.775 Euro monatlich)​. Das bedeutet: Angestellte mit einem Einkommen unterhalb dieser Grenze in der GKV bleiben müssen.

Gruppen mit Wahlmöglichkeiten

Neben Angestellten über der Versicherungspflichtgrenze gibt es weitere Personengruppen, die sich privat krankenversichern können:

  • Selbstständige (z. B. Freiberufler oder Gewerbetreibende)
  • Beamte und Beamtenanwärter
  • Studenten

Beitragsrückerstattung und Krankentagegeld in der PKV für Selbstständige

Die private Krankenversicherung (PKV) bietet besondere Tarifmerkmale wie Beitragsrückerstattungen und Krankentagegeld, die für Selbstständige von großem Interesse sein können.

Beitragsrückerstattung

Versicherte Personen erhalten Beitragsrückerstattungen, wenn sie innerhalb eines Jahres keine oder sehr wenige Leistungen (je nach Tarif) in Anspruch nehmen. Das gängige Sparpotenzial liegt bei bis zu 15% des Jahresbeitrags oder zwei bis drei Monatsbeiträgen.

Beachte: Sehr viele Versicherer stellen Beitragsrückerstattungen als freiwillige Leistungen zur Verfügung. Das bedeutet: Läuft es für den Anbieter schlecht, kann er die Beitragsrückerstattungen ersatzlos streichen. Ein genauerer Blick in die Versicherungsbedingungen empfiehlt sich also in jedem Fall.

Krankentagegeld für Selbstständige

Das Krankentagegeld sichert das Einkommen im Krankheitsfall. Da Selbstständige im Normalfall kein Krankengeld erhalten und die Lohnfortzahlung ebenfalls wegfällt, stellt das Krankentagegeld einen essenziellen Leistungsbaustein dar. Das Krankentagegeld sollte dabei die laufenden Kosten decken, solange der Versicherte arbeitsunfähig ist.

Weitere wichtige Leistungsmerkmale:

  • Verzicht auf das Recht der ordentlichen Kündigung durch den Versicherer in den ersten drei Jahren
  • Addition von Krankentagen gleicher Ursache, um nicht jedes Mal die Karenzzeit abwarten zu müssen
  • Leistung während der Wiedereingliederung

Entscheidungshilfe: Selbstständig gesetzlich oder privat versichern?

Die Wahl zwischen gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Eine sorgfältige Abwägung der persönlichen und finanziellen Situation ist daher entscheidend.

Private oder gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige? Checkliste zur Entscheidungsfindung

FrageJaNein
Erwarte ich hohe Einkünfte?PKVGKV
Habe ich signifikante Zusatzeinkünfte? (Vermietung oder Kapitalerträge) PKVGKV
Lege ich Wert auf schnellen Zugang zu Spezialisten? PKVGKV
Benötige ich flexible und individuelle Leistungen? PKVGKV
Möchte ich eine Wahlmöglichkeit bei Krankenhausärzten? (z.B. Chefarztbehandlung) PKVGKV
Bevorzuge ich umfassende Zahnzusatzleistungen? PKVGKV
Möchte ich eine weltweite Absicherung? PKVGKV
Habe ich risikoreiche Hobbies?GKVPKV
Bevorzuge ich besonders niedrige Beiträge in jungen Jahren? PKVGKV
Bevorzuge ich stabilere Beiträge im Alter? GKVPKV
Habe ich Vorerkrankungen? GKVPKV
Bevorzuge ich eine einfache Abrechnung ohne Vorleistung?GKVPKV
Ist mir eine hohe Planbarkeit der Kosten wichtig? GKVPKV
Habe ich Familie und mehrere Kinder? GKVPKV

Die Checkliste bietet die Möglichkeit, anhand verschiedener Kriterien abzuwägen, welche Versicherungsform am besten zu den individuellen Umständen passt. Wer beispielsweise als Freelancer hohe Einkünfte erzielt, spart in der PKV sicherlich Geld und kann noch bessere Leistungen beziehen. Mit mehreren Kindern lohnt sich hingegen die kostenfreie Familienversicherung in der GKV.

Wer am Ende alle Faktoren unter die Lupe nimmt und für sich gewichtet, findet das passende Modell für seine Krankenversicherung als Freelancer oder Selbstständiger.

Fazit: Was ist die beste Krankenversicherung für Selbstständige?

Die Frage nach der besten Krankenversicherung lässt sich immer nur individuell beantworten. Der Grund: Zu viele Faktoren spielen eine Rolle bei der Versicherungswahl. Junge, gesunde Selbstständige mit erwartbar hohen Einkünften fahren finanziell und leistungstechnisch in der PKV deutlich besser. Sie können ihre Leistungen individuell zusammenstellen und werden oft bevorzugt behandelt.

Wer hingegen Vorerkrankungen aufweist, bereits Kinder hat oder die Abrechnungspraxis in der PKV nicht mag, findet eventuell in der gesetzlichen Krankenversicherung für Selbstständige seine optimale Lösung. Am Ende gilt also: Interessierte sollten das Thema sorgfältig angehen und alle wichtigen Entscheidungskriterien berücksichtigen.

FAQ: Häufige Fragen rund um die Krankenversicherung für Selbstständige

Kann man als Selbstständiger die Krankenversicherung absetzen?

Selbstständige dürfen Krankenversicherungsbeiträge als Vorsorgeaufwendungen steuerlich geltend machen. Hierbei gilt:

  • GKV: Die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung lassen sich vollumfänglich als Versorgungsaufwand geltend machen. Bei der Option mit Krankengeld zieht das Finanzamt allerdings 4 % ab. Darüber hinaus gehende Zusatzversicherungen sind nur dann absetzbar, wenn der Gesamtaufwand mit den Basisleistungen einen Betrag von 2.800 Euro nicht überschreitet.
  • PKV: Alle Beiträge zur Basisabsicherung (Leistungen und Beitrag des Basistarifs) im Krankheitsfall sind vollumfänglich absetzbar. Auch hier gilt: Wer zusätzlich Krankentagegeld absichert, muss einen Abzug von 4% in Kauf nehmen. Liegen die Kosten unterhalb von 2.800 Euro, können bis zu dieser Grenze auch noch Zusatzabsicherungen steuerlich geltend gemacht werden.

Wie viel zahlt man an Krankenversicherung als Selbstständiger?

Die Höhe der Beiträge für die Krankenversicherung als Selbstständiger hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wer sich gesetzlich versichert, muss 14,0 % (mit Krankengeld: 14,6 %) seines gesamten Einkommens zuzüglich 3,4 – 4 % für die gesetzliche Pflegeversicherung bezahlen. Der Gesamtbeitrag liegt irgendwo zwischen 230 und ca. 1.000 Euro pro Monat.

Der Beitrag für die private Krankenversicherung für Selbstständige hängt hingegen vom individuellen Krankheits- und Verletzungsrisiko ab. Darüber hinaus spielt auch das Leistungsniveau eine wichtige Rolle. Günstige Tarife kosten in jungen Jahren nur 250-300 Euro pro Jahr, wohingegen sehr leistungsfähige Tarife auch schnell einmal mit 500 bis 700 Euro monatlich zu Buche schlagen.

Was gilt hinsichtlich der Krankenversicherung für nebenberuflich Selbstständige?

Eine nebenberufliche Selbstständigkeit kann Veränderungen bei der Krankenversicherung nach sich ziehen. Allerdings ist das nicht zwingend erforderlich.

Schauen wir uns die verschiedenen Fälle an:

1. Hauptberuflich angestellt und nebenberuflich selbstständig

In diesem Fall wird keine Krankenversicherung für Selbstständige benötigt, da hier die gesetzliche Absicherung aus dem Angestelltenverhältnis greift. Hierfür darf die Selbstständigkeit jedoch nicht mehr wöchentliche Arbeitszeit in Anspruch nehmen als das Angestelltenverhältnis und auch keine höheren Einnahmen erbringen.

2. Nebenberuflich selbstständig bei Arbeitslosigkeit

Bei Arbeitslosigkeit übernimmt die Agentur für Arbeit die Krankenversicherungsbeiträge. Hierbei gilt jedoch die Grenze von 15 Wochenstunden. Wer mehr Zeit in die Selbstständigkeit steckt, fällt aus der Absicherung heraus und muss sich um eine Krankenversicherung für Selbstständige kümmern.

3. Nebenberuflich selbstständig als Student

Hierbei gilt grundsätzlich: Die wöchentliche Arbeitszeit darf 20 Stunden nicht überschreiten.

Unter 25-jährige sind bei ihren Eltern kostenfrei in der Familienversicherung versichert (GKV), sofern die Einnahmen den Betrag von 505 Euro pro Monat nicht übersteigen.

In der studentischen Krankenversicherung (bis zum 30. Lebensjahr) dürfen die Einnahmen 75% der Bezugsgröße (Stand 2024: 2.651,24 Euro) nicht übersteigen.

Sind diese Voraussetzungen nicht mehr erfüllt, müssen sich nebenberuflich selbstständige Studenten entweder privat oder freiwillig gesetzlich versichern.

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